
Prof. Dr. Allister Loder
Professur für Mobility Policy
Department of Governance
Facts:
- Lieblingsbuch: Die Selbstbetrachtungen von Marcus Aurelius
- wichtiger Gegenstand:Mein Fahrrad
- seit Oktober 2023 an der TUM
Interview
1. Wer sind Sie und was machen Sie an der SOT?
Mein Name ist Allister Loder und ich bin seit Oktober 2023 Professor für Mobilitätspolitik an der SOT.
2. Was sind Ihre Forschungsfelder und was fasziniert Sie an diesen?
Meine Forschung beschäftigt sich mit der gesamtgesellschaftlichen Analyse und Bewertung von mobilitätspolitischen Maßnahmen. Solche Maßnahmen sind beispielweise Vergünstigungen im ÖPNV oder Veränderungen an der Verkehrsinfrastruktur. An meinem Forschungsfeld fasziniert mich besonders, dass Physik, Ökonomie und menschliches Verhalten zusammenkommen. Bei fast allen Entscheidungen müssen Veränderungen in jeder der drei Dimensionen betrachtet werden.
3. Was sind die aktuell wichtigen Themenbereiche in Ihrer Forschung? Wie haben sich diese in den letzten Jahren verändert und haben Sie eine Idee, wie sich diese in den nächsten zwei Jahren verändern werden?
Bis zur Jahrtausendwende lag der Fokus bei uns im Feld fast ausschließlich auf der „Lösung des Stauproblems“. Seitdem rückt das Thema Nachhaltigkeit immer stärker in den Fokus. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten Jahren daran geforscht wird, wie im Verkehrssektor eine schnelle wirtschaftlich und sozial verträgliche Dekarbonisierung erreicht werden kann. Zusätzlich wird die Diskussion bzw. der Wettbewerb um die Nutzung der Flächen für Mobilität stärker in den Fokus der Forschung rücken.
4. Wie sind Sie dazu gekommen, Professor zu werden und warum an der TUM?
Mir hat die Interaktion aus Lehren und damit Nachwuchsausbildung sowie dem Lösen von Problemen schon immer Spaß gemacht. Im Studium als Tutor oder im Doktorat als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Am Ende von meinem Doktorat stand dann für mich fest, dass ich Professor werden möchte. Das Feedback von Kolleg:innen meines Doktorvaters, diesen Weg einzuschlagen, hat mich dann noch weiter bestärkt. Warum TUM? Die TUM ist ein exzellenter Forschungsstandort und hat einen Forschungsschwerpunkt und großes Netzwerk im Bereich Mobilität. Zudem können wir in der verkehrsüberlasteten Metropolregion München durch unsere Forschung an relevanten Lösungen arbeiten.
5. Was kann ein Studium heute leisten und warum sollten Menschen bei Ihnen studieren?
In einer Welt, in der sich technische Möglichkeiten fast im Jahrestakt verändern, muss ein Studium heute eine grundlegende Ausbildung an Prinzipien und methodischen Ansätzen vermitteln. Dieses Wissen und diese Kompetenzen müssen für eine Karriere 40 Jahren ausgelegt sein. Bei uns im Verkehr streben wir an, globale Problemlöser auszubilden, die die Zusammenhänge zwischen Technik, Gesellschaft und Ökonomie verstehen und das nicht nur für ein Verkehrsmittel, sondern für das gesamte Verkehrssystem.
6. Von wem haben Sie in Ihrem Leben am meisten gelernt?
Das ist eine knifflige Frage. Vermutlich von meinem Lateinlehrer. Er hat uns zusätzlich zu Latein nicht nur die geopolitischen und religiösen Konflikte unserer Zeit in Europa historisch eingeordnet, sondern auch gezeigt, dass die klügsten Menschen dieser Welt an profanen Dingen scheitern dürfen.
7. Gibt es etwas, was Sie schon immer mal ausprobieren wollten und wozu Sie noch nicht gekommen sind? Wenn ja, woran lag es, dass Sie noch nicht dazu gekommen sind?
Ich möchte gerne noch auf die Hörnlihütte am Matterhorn zusteigen. Leider habe ich es noch nicht geschafft, einen Trainingsplan für das notwendige Konditionstraining durchzuziehen.
8. Mit welchem Satz würde Ihre Biografie beginnen?
„Every journey matters“. Es ist meines Erachtens nicht nur einer der besten Werbeslogans im Verkehr, sondern sollte auch für uns Verkehrsforscher:innen ein Leitmotiv sein. Wir Menschen sind alle unterwegs FÜR etwas und selten zum Selbstzweck.
9. Wie könnte Ihr Alltag ohne Arbeit aussehen?
Ich würde vermutlich durch die Welt reisen und mir Verkehrsprojekte anschauen: wie werden Probleme in Asien gelöst, wie in den USA? Vielleicht würde ich dazu dann einen Social-Media-Kanal betreiben.
10. Gibt es einen Gegenstand, den Sie in Ihrem Leben nicht missen möchten? Wenn ja, welchen und warum?
Mein Fahrrad. In der Stadt ist es für mich das beste Verkehrsmittel. Ich stehe nicht im Stau oder in einem vollen Zug.
11. Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum können Sie es empfehlen?
Die Selbstbetrachtungen von Marcus Aurelius. Sehr inspirierende und fast zeitlose Gedanken darüber, welche Rolle wir Menschen in unserer Welt einnehmen (sollten).