Prof. Dr. Boris Paal
Lehrstuhl für Law and Regulation of the Digital Transformation
Department of Governance
Facts:
- Lieblingsbuch: „Breath“ von James Nestor
- wichtiger Gegenstand: Bücher und Laptop
- seit Oktober 2023 an der TUM
Interview
1. Wer sind Sie und was machen Sie an der SOT?
Mein Name ist Boris Paal. Ich bin Rechtswissenschaftler und leite den Lehrstuhl für Law and Regulation of the Digital Transformation.
2. Was sind Ihre Forschungsfelder und was fasziniert Sie an diesen?
Meine Forschung beschäftigt sich im Schwerpunkt mit den gesellschaftlichen Herausforderungen und Implikationen der Digitalen Transformation. Konkret untersuche ich beispielsweise, welche rechtlichen Rahmungen für eine funktionierende und gesamtwohlorientierte KI-, Digital- und Datenlandschaft förderlich sind. Besonders faszinierend und motivierend ist es, aus rechtswissenschaftlicher Perspektive mit einem interdisziplinär und internationalen Zugriff zur Entwicklung von grundrechtskonformen und menschenzentrierten, wertebasierten und marktfähigen Lösungen beizutragen.
3. Was sind die aktuell wichtigen Themenbereiche in Ihrer Forschung? Wie haben sich diese in den letzten Jahren verändert und haben Sie eine Idee, wie sich diese in den nächsten zwei Jahren verändern werden?
Mit meinem Team untersuche ich den Rechtsrahmen für Zukunftstechnologien wie KI und algorithmische Entscheidungssysteme, Quantencomputing und immersive Realitäten (wie etwa das Metaverse). Aktuell besonders im Fokus steht sicherlich der Umgang mit KI-Technologien, für die zahlreiche Gesetzgeber weltweit neue Regelungsregime entwickeln. Eine zentrale Voraussetzung werden hier und in anderen Zusammenhängen auch in den kommenden Jahres stets die Fragen des Zugangs zu und des Umgangs mit (personen- und nicht-personenbezogenen) Daten spielen, womit sich meine datenrechtliche Forschung intensiv beschäftigt.
4. Wie sind Sie dazu gekommen, Professor zu werden und warum an der TUM?
Nach einem Studium Generale und hiermit verbundenen Schnuppererfahrungen in Medizin, Physik und Informatik entschied ich mich für das Jura-Studium, aus dem sich schnell die Begeisterung für die Rechtswissenschaften entwickelte. Nach Promotion und Habilitation erhielt ich dann die Möglichkeit, als junger Professor an der Universität Freiburg ein Institut für Medien- und Informationsrecht aufzubauen. Ein Schwerpunkt meiner akademischen Aktivitäten lag seitdem auf den Rechtsfragen der Digitalisierung. Vor diesem Hintergrund hat sich mit der Berufung an die TU München im Oktober 2023 ein Traum erfüllt, an einer exzellenten Universität mit ausgezeichneten Kolleginnen und Kollegen interdisziplinär und international zusammenarbeiten und unterrichten zu dürfen – und hierdurch diese Leuchtturminstitution in Forschung und Lehre zu stärken.
5. Was kann ein Studium heute leisten und warum sollten Menschen bei Ihnen studieren?
Ein Studium kann und soll kritisches, selbständiges Denken ermöglichen und fördern. Dadurch können – nicht nur – junge Menschen für die Chancen und Herausforderung einer spannenden, sich dynamisch und teilweise auch disruptiv verändernden Lebensrealität vorbereitet werden. Aus meiner Sicht kommt es darauf an, im Studium neben den wichtigen Inhalten vor allem auch Kompetenzen zu vermitteln, um auf die gesellschaftlichen und technologischen Innovations- und Transformationsprozesse der Zukunft vorbereitet zu sein. Insgesamt sollte ein zeitgemäßes Studium darauf vorbereiten, nicht nur fachliche Expertise zu entwickeln, sondern darüber hinaus auch flexible, kritische und ethisch verantwortungsbewusste Mitglieder der Gesellschaft hervorbringen. Es würde mich sehr freuen, wenn ich durch meine Lehre und Forschung hierzu Beiträge leisten sowie vor allem auch Freude am Lernen vermitteln kann.
6. Von wem haben Sie in Ihrem Leben am meisten gelernt?
Zu meinem großen Glück bin ich als Student früh meinem akademischen Lehrer Werner Ebke begegnet, der mich als Doktor- und Habilitationsvater an den Universitäten Konstanz und Heidelberg stets begleitet, gefördert und unterstützt hat. Er ist für mich Mentor, Vorbild und Freund, weit über das akademische Umfeld hinaus.
7. Gibt es etwas, was Sie schon immer mal ausprobieren wollten und wozu Sie noch nicht gekommen sind? Wenn ja, woran lag es, dass Sie noch nicht dazu gekommen sind?
Leider war ich noch nicht in Australien und Neuseeland, was ich aber bei nächster Gelegenheit mit meiner Familie ändern möchte.
8. Mit welchem Satz würde Ihre Biografie beginnen?
Eine Paal-Biografie sehe ich nicht am Horizont und das ist auch gut so. Für ein gelingendes Leben hat mich stets das folgende, Perikles zugeschriebene Zitat inspiriert: „Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, und das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.“
9. Wie könnte Ihr Alltag ohne Arbeit aussehen?
Familie, Freunde, Lesen und Sport könnten noch mehr Raum erhalten.
10. Wie verbringen Sie Ihre Wochenenden?
Siehe Antwort 9.
11. Oxford, Hamburg oder München: Wo lebt es sich am besten?
Alle diese Orte waren zu ihrer jeweiligen Zeit für meinen Lebensweg bedeutsam und schön, ebenso wie Stuttgart, Tübingen, Konstanz, New York, Düsseldorf, Heidelberg, Freiburg und Leipzig. München ist der Zielbahnhof, hier lebt es sich jetzt am besten.
12. Gibt es einen Gegenstand, den Sie in Ihrem Leben nicht missen möchten? Wenn ja, welchen und warum?
Bücher und Laptop nehmen einen breiten Raum in meinem Leben ein, nicht missen möchte ich die Menschen in meinem Umfeld.
13. Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum können Sie es empfehlen?
Ein einzelnes Buch zu nennen fällt mir schwer. Gerne lese ich unter anderem die Werke von Murakami, Suter, Kehlmann, von Schirach und Auster. Eine aktuelle Sachbuch-Leseempfehlung ist „Breath“ von James Nestor.