Christoph Lütge
Peter Löscher-Stiftungslehrstuhl für Wirtschaftsethik
Department of Governance
Facts:
- Lieblingsbuch: Ulysses von James Joyce
- wichtiger Gegenstand: Grotrian-Steinweg-Klavier
- seit August 2010 an der TUM
Interview
1. Wer sind Sie und was machen Sie an der SOT?
Ich bin Professor für Wirtschaftsethik und Direktor des TUM Institute of Ethics in Artificial Intelligence.
2. Was sind Ihre Forschungsfelder und was fasziniert Sie an diesen?
Es sind vor allem zwei: Ethik der KI und Wirtschaftsethik. An beiden fasziniert mich die interdisziplinäre Verbindung von technischen und nichttechnischen Fragestellungen.
3. Was sind die aktuell wichtigen Themenbereiche in Ihrer Forschung? Wie haben sich diese in den letzten Jahren verändert und haben Sie eine Idee, wie sich diese in den nächsten zwei Jahren verändern werden?
Die Ethik der Künstlichen Intelligenz ist seit einigen Jahren ein stark diskutiertes Thema. Dazu gehören auch Bereiche wie autonomes Fahren und KI im Gesundheitswesen. In kaum einem anderen Forschungsfeld sind die ethischen Fragen so schnell auf die Tagungsordnung gelangt. Aktuell wird das Thema Governance und Regulierung von KI immer wichtiger.
4. Wie sind Sie dazu gekommen, Professor zu werden und warum an der TUM?
Das Ziel, Professor zu werden, hatte ich schon früh und verfolgte es nach meiner Promotion (1999) auch ernsthaft. Ich hatte dann 2010 mehrere Rufe und entschied mich für die TUM.
5. Was kann ein Studium heute leisten und warum sollten Menschen bei Ihnen studieren?
Im Studium kann man vor allem lernen, eine kritische Haltung einzunehmen, Dinge zu hinterfragen, die sonst, beispielsweise in anderen Formen der Aus- und Weiterbildung, im Allgemeinen nicht hinterfragt werden. Diese kritische Haltung versuche ich, gerade im Bereich der Ethik, meinen Studierenden zu vermitteln.
6. Von wem haben Sie in Ihrem Leben am meisten gelernt?
Die Frage ist für mich nicht ganz leicht zu beantworten. Am ehesten würde ich einige Philosophen nennen, die mich früh beeinflusst haben, etwa Karl Popper und meinen Doktorvater Gerhard Vollmer. Auch wenn ich heute einige Punkte etwas anders sehe, waren das prägende Einflüsse – vor allem auch hinsichtlich der Rolle von Kritik für die Wissenschaften. Gute Wissenschaft ist kritisierbar und muss aus Kritik lernen, oder sie ist keine Wissenschaft.
7. Gibt es etwas, was Sie schon immer mal ausprobieren wollten und wozu Sie noch nicht gekommen sind? Wenn ja, woran lag es, dass Sie noch nicht dazu gekommen sind?
Ich habe vor dreißig Jahren eine Zeitlang Keyboard in einer Band gespielt, zum Auftritt kam es damals allerdings nicht, da sich die Wege wieder trennten. Keyboard spielen und mit anderen auftreten, das würde ich in der Tat gerne.
8. Mit welchem Satz würde Ihre Biografie beginnen?
Ich nicht.
9. Wie könnte Ihr Alltag ohne Arbeit aussehen?
Ich würde viel mehr Klavier spielen und schreiben. Politische Analysen, vielleicht etwas Literarisches – auch Drehbücher.
10. Gibt es einen Gegenstand, den Sie in Ihrem Leben nicht missen möchten? Wenn ja, welchen und warum?
Mein Grotrian-Steinweg-Klavier, das seit Jahrzehnten im Besitz meiner Familie ist. Der Klang ist einfach großartig, besser als so mancher Konzertflügel.
11. Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum können Sie es empfehlen?
Der „Ulysses“. Auch nach Jahren fasziniert mich die Komplexität des Lebens, die Joyce darstellt, mit damals völlig neuen literarischen Mitteln. Das war eine echte Revolution, vergleichbar mit Galilei oder Darwin.