
Prof. Dr. Miranda Schreurs
Professur für Umwelt- und Klimapolitik
Department of Governance
Facts:
- Lieblingsbuch: Silent Spring von Rachel Carson & The Good Earth von Pearl S. Buck
- wichtiger Gegenstand: Meinen Reisepass
- seit Oktober 2016 an der TUM
Interview
1. Wer sind Sie und was machen Sie an der SOT?
Ich bin Professorin für Umwelt- und Klimapolitik. Ich bin mit dem Ziel an die TUM gekommen, an einer der renommiertesten Universitäten Europas ein führendes Forschungszentrum für Umwelt-, Energie- und Klima-Governance aus lokaler, nationaler und internationaler Perspektive aufzubauen.
2. Was sind Ihre Forschungsfelder und was fasziniert Sie an diesen?
Umwelt- und Klimaprobleme werden von uns Menschen verursacht. Gleichzeitig liegen die Lösungen für diese Probleme in den politischen, sozialen und industriellen Strukturen, die wir aufbauen, und in den Institutionen, die wir zur Steuerung unserer Interaktionen entwerfen. Ich bin fasziniert von den Möglichkeiten, die wir als Gemeinschaften haben, zu lernen, uns zu verbessern und Probleme zu lösen.
Das Tolle mit Public Policy und Politikwissenschaft ist, dass die Theorien, die wir haben, und die Werkzeuge, die wir entwickeln, auf verschiedene Arten von Themen angewendet werden können. Ein Großteil meiner Arbeit ist gesellschaftsvergleichend, was auch bedeutet, dass ich meine Liebe zum Verständnis verschiedener Kulturen und Systeme mit meiner tiefen Sorge über den Zustand der Umwelt, den Verlust der Artenvielfalt und steigende Treibhausgasemissionen verbinden kann.
3. Was sind die aktuell wichtigen Themenbereiche in Ihrer Forschung? Wie haben sich diese in den letzten Jahren verändert und haben Sie eine Idee, wie sich diese in den nächsten zwei Jahren verändern werden?
Ich begann meine Forschung zu Umweltproblemen mit einer vergleichenden Studie über sauren Regen-, Ozonabbau- und globale Klimapolitik in Deutschland, Japan und den Vereinigten Staaten. Ich setze meine vergleichende Forschung zu Klimapolitik und -politik fort, beschäftige mich aber mittlerweile auch mit vielen anderen Themen, darunter der Governance der Energiewende, lokalen Klimaneutralitätspolitiken und -zielen, Wassermanagement angesichts des Klimawandels, die Mobilitätswende, Kreislaufwirtschaftspolitik, so wie die Nachhaltigkeitszielen. Ich bin auch in der Politikberatung tätig, so bin ich beispielsweise Co-Vorsitzender des Nationalen Begleitgremiums, einem vom Bundestag und Bundesrat eingesetzten Gremium, das dazu beiträgt, die Suche nach einem Endlager für hochradioaktive Abfälle transparent und partizipativ zu gestalten. Außerdem bin ich Mitglied im Beirat für Raumentwicklung beim Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, der sich mit Grundsatzfragen der Raumentwicklung in Deutschland befasst. Dabei konzentriere ich mich auf den Klimawandel und darauf, wie Planungsprozessen sowohl den Klimawandel abmildern als auch die Anpassung an den Klimawandel verbessern kann.
4. Wie sind Sie dazu gekommen, Professorin zu werden und warum an der TUM?
Als Kind habe ich mir nie vorgestellt, Professorin zu werden – vielleicht, weil es damals nicht sehr viele Professorinnen oder sogar Lehrerinnen gab. Aber ich war schon immer ein bisschen feministisch und die Tätigkeit als Professorin schien eine gute Möglichkeit zu sein, Einfluss auf die Welt zu nehmen und gleichzeitig an Themen zu arbeiten, die mir am Herzen liegen. Ich liebe meine Arbeit wirklich – die Möglichkeit zu denken, kreativ zu sein, jungen Menschen zu motivieren... Professor zu sein ist in vielerlei Hinsicht ein Traumberuf.
5. Was kann ein Studium heute leisten und warum sollten Menschen bei Ihnen studieren?
Ein Studium ist eine seltene Gelegenheit im Leben, sich so intensiv mit Themen zu befassen, die einen interessieren. Die Universität ist ein Ort, an dem Sie herausgefordert werden, ein kritischer Denker zu sein. Sie lernen Theorien und Methoden kennen und werden mit neuen Trends in Gesellschaft, Industrie und Politik vertraut gemacht. Sie erfahren viel über Ihre eigenen Stärken, Interessen und Potenziale und vielleicht auch darüber, was Ihnen nicht so gut gefällt. Es ist auch eine Chance, in einem internationalen Umfeld mit Menschen aus der ganzen Welt zusammenzuarbeiten. Sie können Freundschaften mit Menschen aufbauen, die zu den Führungskräften und Machern der Zukunft werden. Sie werden mit innovativem Denken vertraut gemacht und herausgefordert, Antworten auf schwierige Probleme zu finden – manchmal allein, aber oft gemeinsam. Für viele Menschen ist die Universität eine der schönsten Zeiten ihres Lebens.
6. Von wem haben Sie in Ihrem Leben am meisten gelernt?
Es gibt keine einzelne Person, die ich nennen kann. Vielmehr hatte ich zu unterschiedlichen Zeiten in meinem Leben viele verschiedene Mentoren – seien es meine Eltern, meine Gastfamilie in Japan, als ich Austauschstudentin war, meine Betreuer(in) für meine Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten, ... oh, die Liste es ist zu lang.
7. Mit welchem Satz würde Ihre Biografie beginnen?
Schon als junges Mädchen wollte sie Berge erobern...
8. Wie könnte Ihr Alltag ohne Arbeit aussehen?
Spaziergänge in der Natur, Freiwilligenarbeit in Entwicklungsländern, Kochen für Freunde
9. Gibt es einen Gegenstand, den Sie in Ihrem Leben nicht missen möchten? Wenn ja, welchen und warum?
Meinen Reisepass, weil ich sonst vieles von dem, was ich tue, nicht machen könnte!
10. Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum können Sie es empfehlen?
Ich möchte zwei erwähnen: Rachel Carson‘s Silent Spring, weil es die moderne Umweltbewegung wirklich ins Leben gerufen hat, und Pearl S. Buck‘s The Good Earth, da sie die erste Frau war, die den Nobelpreis für Literatur erhielt.